Themen: Datenschutz, Compliance, Weiterbildung, Datenschutzrecht, Datenschutzexperte, Recht und Technologie, CAS Data Protection & Technology, HSLU.
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Guten Tag, Herr Schneeberger. Als promovierter Rechtsanwalt und langjähriger Experte für Digitalisierung sind Sie mit den Entwicklungen rund um Justitia 4.0 bestens vertraut. Könnten Sie uns bitte erläutern, was genau hinter Justitia 4.0 steckt?
Justitia 4.0 ist das Digitalisierungsprojekt der Schweizer Justiz. Ziel ist der verbindliche elektronische Rechtsverkehr in Zivil-, Straf- und Verwaltungsverfahren. Kernstück ist die Plattform justitia.swiss, über die verfahrensrelevante Dokumente rechtsverbindlich eingereicht und bezogen werden können – strukturiert, sicher und standardisiert. Die Plattform ersetzt die heutige papierbasierte Zustellung und schafft erstmals eine einheitliche digitale Infrastruktur für alle Verfahrensbeteiligten – gerichts- und kantonsübergreifend.
Welche Personengruppen sind besonders von Justitia 4.0 betroffen, und inwiefern?
Betroffen sind alle Akteure der Justiz: Gerichte, Staatsanwaltschaften, Verwaltungsbehörden sowie Anwält:innen und weitere Parteien, die in Verfahren eingebunden sind. Sie müssen ihre Kommunikation mit der Justiz vollständig auf den digitalen Rechtsverkehr umstellen – inklusive Fristenwahrung, Einreichung und Empfang von Dokumenten. Für Justizbehörden und Kanzleien bedeutet dies zudem eine Umstellung auf eine nahezu durchgängig digitale Arbeitsweise.
Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in Verbindung mit Justitia 4.0?
Justitia 4.0 bietet der Schweizer Justiz die Chance, zentrale Verfahrensprozesse zu standardisieren und den Dokumentenaustausch zu beschleunigen. Über die Plattform justitia.swiss werden Eingaben eingereicht, Verfügungen zugestellt und Akten zur Einsicht bereitgestellt – strukturiert, medienbruchfrei und revisionssicher. Das reduziert den administrativen Aufwand und schafft Transparenz über den Verfahrensstand. Dies ist wiederum eine zentrale Voraussetzung für eine orts- und zeitunabhängige Zusammenarbeit in der Justiz.
Ziel ist kein fertiges Konzept, sondern ein klares Bild: Wo steht meine Organisation? Welche Fragen muss ich intern klären? Die Teilnehmenden erhalten die nötige Grundlage, um eigene Prioritäten zu setzen und nächste Schritte vorzubereiten. - David Schneeberger
Gleichzeitig bringt die Digitalisierung Herausforderungen mit sich. Die Umstellung erfordert Anpassungen in bestehenden Arbeitsprozessen und eine umfassende Schulung der Mitarbeitenden. Zudem müssen Datenschutz und Informationssicherheit gewährleistet sein, um das Vertrauen in das neue System zu sichern. Die Einführung erfordert daher ein sorgfältiges Change Management und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Sie leiten den Kurs «Bereit für Justitia 4.0!?». An welches Publikum richtet sich der Kurs und wo findet er statt?
Der Kurs richtet sich an Praktiker:innen aus Anwaltschaft, Justiz und Verwaltung. Wer künftig mit justitia.swiss arbeitet – egal ob bei Eingaben, Akteneinsicht oder Verfahrenskommunikation –, sollte wissen, worauf es ankommt. Auch Personen aus dem Kanzlei-Backoffice oder der IT profitieren.
Der Kurs wird in Zürich (Deutsch) und Lausanne (Französisch) durchgeführt. Ergänzend bieten wir Inhouse-Schulungen für Behörden oder Kanzleien an, die spezifische Fragestellungen in ihrem Setting vertiefen wollen.
Wie ist der Kurs aufgebaut und welche konkreten Vorteile können Teilnehmende aus diesem Kurs ziehen?
Der Kurs besteht aus mehreren aufeinander abgestimmten Modulen. Am Vormittag vermittle ich die rechtlichen, organisatorischen und technischen Grundlagen von Justitia 4.0 – inklusive aktueller Projektstände, regulatorischer Vorgaben und technischer Standards. Wir zeigen, was sich für wen konkret ändert.
Am Nachmittag arbeiten wir interaktiv. Wir analysieren bestehende Workflows, simulieren künftige Abläufe und besprechen Best Practices. Ziel ist, dass jede:r Teilnehmende mit einem konkreten Fahrplan für den eigenen Verantwortungsbereich nach Hause geht.
Mit welchen konkreten Herausforderungen setzen Sie sich im Kurs «Bereit für Justitia 4.0!?» auseinander, und wie bereiten Sie die Teilnehmenden darauf vor?
Der Kurs vermittelt in komprimierter Form, was Justitia 4.0 technisch, rechtlich und organisatorisch bedeutet. Der Vormittag gibt Orientierung zu Rahmenbedingungen und Zielbild der Plattform justitia.swiss. Der Nachmittag vertieft konkrete Umsetzungsszenarien – mit Fokus auf Machbarkeit und Praxisbezug.
Ziel ist kein fertiges Konzept, sondern ein klares Bild: Wo steht meine Organisation? Welche Fragen muss ich intern klären? Die Teilnehmenden erhalten die nötige Grundlage, um eigene Prioritäten zu setzen und nächste Schritte vorzubereiten.
Jetzt beginnen. Warten ist keine Option. - David Schneeberger
Ganztageskurs: «Bereit für Justitia 4.0!?»
Kurs Zürich - deutsch:
29.10.2025 - 09:15-16:45 Uhr
10.12.2025 - 09:15-16:45 Uhr
Kurs Lausanne - französisch:
30.10.2025 - 09:15-16:45 Uhr
05.06.2026 - 09:15-16:45 Uhr
Mehr erfahrenWelche Ratschläge würden Sie Juristinnen und Juristen geben, um sich optimal auf die Veränderungen durch Justitia 4.0 vorzubereiten?
Jetzt beginnen. Warten ist keine Option. Die Einführung erfolgt gestaffelt ab 2026 – wer bis dann nicht vorbereitet ist, wird im Alltag scheitern. Kanzleien sollten ihre Infrastruktur prüfen, Abläufe digitalisieren, Zuständigkeiten klären und Mitarbeitende frühzeitig schulen.
Zweitens: nicht nur technisch denken. Justitia 4.0 ist kein IT-Projekt, sondern ein Organisationsprojekt. Wer früh Prozesse optimiert und Kompetenzen aufbaut, wird schneller produktiv. Wer abwartet, muss später teuer aufholen.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke in Justitia 4.0.. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft weiterhin viel Erfolg und alles Gute!