Themen: Fachanwältin Erbrecht, Rechtsanwältin, Notarin, Universität Bern, Karriere, Work-Life Balance, Ratschläge, Tschümperlin Lötscher Schwarz AG.
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Lesezeit: 4 Minuten.
Guten Tag Frau Häfliger, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem kürzlich erworbenen Fachanwaltstitel im Erbrecht! Könnten Sie uns Ihren Ausbildungsweg schildern und insbesondere erläutern, wie Sie zur Fachanwältin im Erbrecht geworden sind?
Nach der Matura an der Kantonsschule in Beromünster und einem Austauschjahr in Australien und Spanien startete ich 2010 mit dem Jurastudium in Bern. Nach dem Masterabschluss im Jahr 2015 absolvierte ich ein 3-monatiges Praktikum beim Arbeitsgericht in Luzern, ein 12-monatiges Praktikum in einer kleinen, wirtschaftsorientierten Anwaltskanzlei in Luzern und ein 6-monatiges Praktikum beim Rechtsdienst der IV-Stelle des Kantons Bern. 2017 bestand ich die Anwaltsprüfung des Kantons Luzern und startete als Rechtsanwältin bei der Tschümperlin Lötscher Schwarz AG in Luzern. 2020 erlangte ich das Notariatspatent des Kantons Luzern.
Nachdem ich als Rechtsanwältin und als Notarin zu einem grossen Teil im Erbrecht tätig bin, entschloss ich mich, die Ausbildung zur Fachanwältin SAV Erbrecht in Angriff zu nehmen. Die Ausbildung bestand aus mehreren Kursblöcken zwischen Juni 2022 und Januar 2023. Schliesslich erfolgte eine schriftliche Prüfung im Februar 2023 und ein Fachgespräch im Mai 2023.
Was hat Sie dazu motiviert, das Notariatspatent zu erlangen?
Als Rechtsanwältin bin ich hauptsächlich im Erb- und Familienrecht tätig. Gerade in diesen Bereichen bietet das Notariatspatent einen grossen Mehrwert: Ich kann meine Klienten nicht nur beraten, sondern auch den Ehe-/Erbvertrag beurkunden und muss die Klienten nicht an einen anderen Notar / eine andere Notarin verweisen. Durch die Tätigkeit als Rechtsanwältin erkennt man zudem, welche Regelungen in der Praxis zu Problemen führen können, was wiederum in die Tätigkeit als Notarin einfliessen kann.
Die Tätigkeit als Notarin bietet denn auch einen guten Ausgleich zur Anwaltstätigkeit. Die Mandate sind oft schneller abgeschlossen als Anwaltsmandate und es handelt sich in der Regel nicht um konfliktbelastete Situationen, sondern um erfreuliche Aufgaben: Eine neue Wohnung wird gekauft oder vor einer Heirat wird ein Ehevertrag abgeschlossen!
Ich bin überzeugt, dass der Anwaltsberuf mit dem Mutter- bzw. Vatersein und einer Teilzeitarbeit vereinbar ist, auch wenn das sicherlich eine grosse Herausforderung wird. - Manuela Häfliger
Wie schaffen Sie eine ausgewogene Work-Life-Balance zwischen Ihrer Karriere und Ihrem persönlichen Leben?
Ich bin in meiner Freizeit viel in der Natur unterwegs und schaffe so eine Distanz zur Arbeit. Eine Joggingrunde am Mittag oder die Fahrt mit dem Rennvelo nach Hause hilft mir, den Kopf frei zu machen. Bisher habe ich zudem in einem 90%-Pensum gearbeitet und mir einen Tag alle zwei Wochen zusätzliche Freizeit gegönnt.
Durch die Geburt meiner Tochter in diesem Mai wird sich diesbezüglich nun einiges verändern. Im November werde ich in einem 70% Pensum in die Kanzlei zurückkehren. Ich bin überzeugt, dass der Anwaltsberuf mit dem Mutter- bzw. Vatersein und einer Teilzeitarbeit vereinbar ist, auch wenn das sicherlich eine grosse Herausforderung wird.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Den «typischen Arbeitstag» gibt es nicht. Ich versuche zwar jeweils, meine Tage etwas zu planen, wobei diese Planung stets angepasst werden muss. So ändert sich die Tagesplanung zum Beispiel wenn ein Gerichtsurteil in der Post ist. Oder ein Klient ruft an und braucht etwas Dringendes. Somit weiss ich am Morgen eigentlich nie, was mich genau erwartet. Das macht den Beruf anspruchsvoll aber auch sehr spannend und abwechslungsreich.
Meine Tätigkeit besteht zu einem grossen Teil aus Büroarbeit: Rechtschriften verfassen, Briefe oder E-Mails schreiben, Entwürfe von Urkunden erstellen sowie Besprechungen mit Klienten. Die Zeit vor Gericht ist im Verhältnis dazu eher gering.
PartnerInnen und MitarbeiterInnen diskutieren auf Augenhöhe und die Meinung der MitarbeiterInnen wird ebenso berücksichtigt. - Manuela Häfliger
Was zeichnet die Tschümperlin Lötscher Schwarz AG als Arbeitgeberin aus?
Wir sind eine Kanzlei mit flachen Hierarchien und einem sehr guten und funktionierenden Team. PartnerInnen und MitarbeiterInnen diskutieren auf Augenhöhe und die Meinung der MitarbeiterInnen wird ebenso berücksichtigt. Zudem bietet die Tschümperlin Lötscher Schwarz AG Unterstützung bei Aus- und Weiterbildungen sowie die Möglichkeit, in einem Teilzeitpensum und teilweise auch im Home Office zu arbeiten. Da wir als Kanzlei in verschiedenen Rechtsgebieten tätig sind, hat man als junge Rechtsanwältin / junger Rechtsanwalt auch die Möglichkeit, in mehrere Rechtsgebiete hineinzusehen, bevor man sich spezialisiert.
Viel Wert wird zudem auf die Teambildung gelegt: Es gibt Kanzleiausflüge, Mitarbeiteressen, Kanzlei-Skitouren, Mittagslunch auf dem See mit Wasserskifahren, gemeinsame Teilnahmen am Stadtlauf in Luzern und je eine bezahlte Pause am Vor- und Nachmittag, wobei es in den Pausengesprächen (mit wenigen Ausnahmen) nicht um juristische Themen geht.
Jemandem, der eine ähnliche Karriere anstrebt würde ich mit auf den Weg geben, dass man etwas wagen soll, obwohl man nicht weiss, ob es gelingt und ab und zu über seine Komfortzone hinausgehen muss. - Manuela Häfliger
Was ist der beste Rat, den Sie jemals erhalten haben und welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der eine Karriere im Erbrecht anstrebt?
In Bezug auf die Arbeit bleibt mir folgender Rat eines Partners unserer Kanzlei kurz nach meinem Eintritt in die Kanzlei im Gedächtnis: Klienten erkennen häufig nicht, ob wir unsere Arbeit gut machen oder nicht. Was sie jedoch erkennen ist, in welcher Zeit wir unsere Arbeit erledigen und ob wir erreichbar sind oder nicht. Ich habe mir das sehr zu Herzen genommen und versuche, die Klienten so rasch wie möglich zu bedienen. Manchmal ist es aufgrund von fristgebundenen Arbeiten schlicht nicht möglich, das Anliegen der Klienten innert der gewünschten Zeit zu erledigen. In diesen Fällen versuche ich jeweils proaktiv zu informieren, dass sich meine Rückmeldung verzögert und warte nicht auf die Nachfrage der Klienten. Das hat sich bisher sehr bewährt.
Und jemandem, der eine ähnliche Karriere anstrebt würde ich mit auf den Weg geben, dass man etwas wagen soll, obwohl man nicht weiss, ob es gelingt und ab und zu über seine Komfortzone hinausgehen muss. So habe ich mich noch vor meinem Anwaltspatent bei der Tschümperlin Lötscher Schwarz AG als Rechtsanwältin beworben mit dem Gedanken, dass es im schlimmsten Fall ein «Nein» gibt. Ich wurde angestellt. Oder ich habe mich für den Fachanwaltskurs im Erbrecht angemeldet im Wissen darum, dass ich die erforderliche Tätigkeitsdauer als Rechtsanwältin im Erbrecht nur ganz knapp erfülle. Trotzdem wurde ich in den Kurs aufgenommen. Wer stets in seiner Komfortzone bleibt, verpasst vermutlich die eine oder andere Chance!
Vielen Dank für die interessanten Einblicke in Ihre persönliche Laufbahn. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!