Themen: Wirtschaftsrecht, Corporate, M&A, Karriere, Hiring Partner, LL.M., Karrieretipps, Bewerbung, Top-Kanzlei, Lenz & Staehelin.
Informationen zur Person auf Weblaw People: Tino Gaberthüel
Kommentieren Sie gerne auf LinkedIn.
Lesezeit: 4 Minuten.
Guten Tag Herr Gaberthüel. Sie sind Partner bei Lenz & Staehelin und leiten den Bereich Corporate and M&A in Zürich. Zudem sind Sie Hiring Partner des Zürcher Büros. Könnten Sie uns bitte Ihren Karriereweg beschreiben und wie Sie zu diesen Funktionen gekommen sind?
Eigentlich war ich eher ein "Spätzünder" – für eine Laufbahn in einer grossen Wirtschaftskanzlei entschied ich mich erst nach meinem LL.M. und der anschliessenden Tätigkeit als "Foreign Associate" in einer Kanzlei in New York. Bei Lenz & Staehelin war ich dann von Anfang an im Corporate und M&A-Team tätig, anfangs als Anwalt und ab 2011 als Partner.
In einer Anwaltskanzlei gibt es im Unterschied zu Grossunternehmen keinen klaren Karriereweg. Vielmehr übernimmt man als Partner:in interne Rollen und Funktionen wie z.B. die des Hiring Partners und versucht, diese möglichst gut wahrzunehmen. Leiter von Corporate and M&A klingt nach mehr, als es tatsächlich ist. Meine Rolle umfasst – neben der eigentlichen Mandatsarbeit – die Koordination unserer Corporate und M&A-Fachgruppe, was mir viel Spass bereitet.
Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Faktoren für den Aufstieg zur Partnerschaft in einer angesehenen Kanzlei?
Als Partner:in in einer Wirtschaftskanzlei muss man Interesse und Freude daran haben, unternehmerisch tätig zu sein und unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Daneben muss man sich für Leute interessieren, junge Mitarbeitende ausbilden und ein Vorbild sein – das sind sicherlich Schlüsselaspekte.
Wenn Sie für einen Tag eine andere Position bei Lenz & Staehelin einnehmen könnten, welche Position wäre das und warum?
Ich wäre gerne einmal für einen Tag Teil unseres Empfangsteams. Es würde mich interessieren, was für Menschen aus den unterschiedlichsten Unternehmen, Weltregionen und mit diversen Fragen zu uns kommen bzw. uns per Telefon kontaktieren. Neue Gesichter zu sehen, spannende und manchmal vielleicht auch etwas mühsame Anrufe entgegen zu nehmen und auch intern mit den verschiedensten Kolleg:innen in Kontakt zu stehen – das finde ich spannend und abwechslungsreich.
Idealerweise spüre ich das Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge und den Ehrgeiz und die Freude, in einer Grosskanzlei die berufliche Karriere anzufangen oder fortzusetzen. - Tino Gaberthüel, LL.M.
Als Hiring Partner kennen Sie die Schlüsselaspekte erfolgreicher Bewerbungen. Worauf achten Sie bei der Rekrutierung besonders und welche Qualitäten und Fähigkeiten suchen Sie?
Eine Bewerbung sollte so kurz wie möglich aber trotzdem vollständig sein. Das Bewerbungsschreiben sollte meines Erachtens nicht länger als eine Seite sein und ein paar Schlüsselaspekte über den Bewerbenden hervorstreichen. Natürlich schaue ich auch auf die Noten und erwarte eine möglichst solide juristische Ausbildung.
Zudem interessieren mich extracurriculare Aktivitäten wie zum Beispiel das Arbeiten neben dem Studium, ein besonderes Hobby oder ein Auslandsjahr (sei es während des Gymnasiums oder des Studiums). Idealerweise spüre ich das Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge und den Ehrgeiz und die Freude, in einer Grosskanzlei die berufliche Karriere anzufangen oder fortzusetzen.
Welche häufigen Fehler begegnen Ihnen im Bewerbungsprozess und wie können Bewerbende diese vermeiden?
Ein Fehler, den man als Bewerber:in unbedingt vermeiden sollte, sind Orthografiefehler im Bewerbungsschreiben oder dem CV. Gute Vorbereitung ist das A und O. Man sollte überlegen, was man während des Bewerbungsgesprächs in Erfahrung bringen möchte, und in der Lage sein, während des Interviews einen Dialog mit den Interviewenden zu führen. Ich meine damit, dass der Bewerbende auf die Fragen der Interviewenden eingeht und auch einmal nachfragt, wenn er/sie etwas nicht verstanden hat oder genauer verstehen möchte. Man sollte spüren, dass der/die Kandidat:in sich für die Kanzlei interessiert und herausfinden möchte, ob es für sie/ihn passt.
Uns zeichnet sicher aus, dass wir zwei etwa gleich grosse Standorte in Zürich und Genf haben und dort an sehr spannenden und grossen Mandaten arbeiten. - Tino Gaberthüel, LL.M.
Lenz & Staehelin wurde 2023 erneut als "Law Firm of the Year - Switzerland" anerkannt. Was zeichnet Lenz & Staehelin als Arbeitgeberin aus?
Wir sind eine der führenden und grössten Wirtschaftskanzleien in der Schweiz. Uns zeichnet sicher aus, dass wir zwei etwa gleich grosse Standorte in Zürich und Genf haben und dort an sehr spannenden und grossen Mandaten arbeiten – sei dies im Bereich M&A, im Prozessrecht, Wettbewerbsrecht, IP oder in den anderen Bereichen des Wirtschaftsrechts.
Lenz & Staehelin pflegt eine offene und diverse Kultur, in der jede für jeden einsteht und man sich gegenseitig unterstützt. Wir haben flache Hierarchien und sehen uns als ein grosses Team. Im Büro spürt man das zum Beispiel daran, dass unsere Türen tatsächlich offen sind und man auch ins Büro eines Partners "spazieren" darf, um beispielsweise nach einer Vorlage zu fragen oder um Rat zu bitten.
Lenz & Staehelin bezeichnet sich als "The World's Swiss law firm". Sie selbst haben in den USA gearbeitet und einen LL.M. absolviert. Wie unterstützt Lenz & Staehelin internationale Karrieren?
Fast alle unsere Mitarbeitenden verbringen eine gewisse Zeit im Ausland. Ein solcher Aufenthalt kann aus einem LL.M. oder auch aus einem "Secondment" bei einer ausländischen Anwaltskanzlei bestehen. Wenn jemand im Ausland arbeiten möchte, unterstützen wir das, indem wir in unserem weltweiten Netzwerk anfragen und dann unsere Leute auch meist in einer Kanzlei für eine gewisse Zeit unterbringen können, bevor sie dann zu uns zurückkehren.
Sie sind seit über 20 Jahren im Anwaltsberuf tätig. Inwiefern hat sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert und wie passt sich Lenz & Staehelin diesen Veränderungen an?
Ich glaube, der Anwaltsberuf hat sich insofern verändert, dass alles um einiges schneller geworden ist. Das ist insbesondere den heutigen Kommunikationsmitteln geschuldet. Im Gegensatz zu vor 20 Jahren stehen wir heute unserer Klientschaft grundsätzlich jederzeit zur Verfügung, was unseren Job äusserst spannend, aber auch anspruchsvoll macht. Das setzt auch voraus, dass wir uns bewusster Freiräume zur Erholung schaffen.
Die heutigen technischen Möglichkeiten haben den positiven Effekt, dass wir viel flexibler arbeiten – wir sind nicht mehr fix an unseren Arbeitsplatz im Büro gebunden und auch nicht mehr an feste Bürozeiten. Wir können uns viel besser an individuelle Bedürfnisse anpassen als noch vor 20 Jahren. Das Faxgerät vermisse ich ebenfalls nicht.
Das Ziel für alle sollte sein, auf seinem Karriereweg möglichst viel zu lernen und für die Zukunft mitzunehmen. - Tino Gaberthüel, LL.M.
Welche Ratschläge möchten Sie Anwältinnen und Anwälten geben, die eine Position bei Lenz & Staehelin anstreben?
Ich rate allen Anwält:innen, sich zu bewerben – Tipps dazu habe ich ja weiter oben bereits gegeben. Das Ziel für alle sollte sein, auf seinem Karriereweg möglichst viel zu lernen und für die Zukunft mitzunehmen. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob man langfristig plant und wie ich in der Kanzlei, in der man startet, bleibt oder sich nach einer gewissen Zeit umorientiert und zum Beispiel "inhouse" geht, bei einer Behörde arbeitet oder seine eigene Kanzlei eröffnet. Ich bin überzeugt, dass man während seiner Tätigkeit in einer Grosskanzlei sehr viel lernt, fachlich und persönlich viel profitiert und einen diese Erfahrungen auf seinem ganz persönlichen Karriereweg weiterbringen.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke in die Welt von Lenz & Staehelin und in Ihre Karriere. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!