Strafverteidigerin Leonie Huber
Lawjobs im Interview 15.06.2023 Beiträge

Strafverteidigerin Leonie Huber

Cedric Frenzer
Cedric Frenzer
Ferhan Osseili
Ferhan Osseili

Sie teilt ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus ihrem Jurastudium. Von Lerntipps über die Vorteile eines Austauschsemesters bis hin zu Empfehlungen für den Einstieg in die Berufswelt bietet sie wertvolle Ratschläge für angehende Juristinnen und Juristen.


Themen: Jurastudium, Universität Zürich, Universität Bern, Lerntipps, Berufseinstieg Jahrgangsbeste, summa cum laude, Austauschsemester, Universität Straßburg, Gerichtsschreiberin, Karriereweg, Strafrecht, Strafverteidigerin, taormina law AG
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Lesezeit: 3 Minuten.

Hallo Frau Huber, besten Dank für Ihre Zusage zum Lawjobs Interview. Sie haben sowohl Ihren Bachelor als auch Ihren Master mit summa cum laude abgeschlossen und die Auszeichnung für den besten Bachelorabschluss erhalten. Wie haben Sie es geschafft, Ihre Zeit effektiv zu nutzen und trotz Bestleistungen im Studium ein Gleichgewicht zwischen Studium und Freizeit zu finden?

 

Ich weiss nicht, ob dies die beste Strategie ist, aber ich habe meine Studienzeit während den ersten Monaten des Semesters jeweils genossen und nicht viel Zeit in der Bibliothek verbracht. Die Vorlesungen habe ich aber immer konsequent besucht. So hatte ich im letzten Drittel des Semesters genug Energie, um mich voll und ganz auf die Prüfungsvorbereitung zu konzentrieren. In dieser Zeit kam die Freizeit wohl zu kurz, aber da es immer nur eine kurze, intensive Phase war, ging das. 
 

Nicht wenige Studierende müssen das erste Jahr wiederholen. Welche Strategien würden Sie empfehlen, um das erste Studienjahr erfolgreich abzuschliessen?

 

Am Anfang des Studiums war auch ich ziemlich verloren. Die plötzliche Menge an Stoff hat mich zunächst sehr überfordert. Es hat mir daher extrem geholfen, Tipps bei älteren Semestern einzuholen. Das hilft oft mehr als die offiziellen Informationen der Universitäten. 

 

Um Prüfungen erfolgreich zu bestehen, empfehle ich, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Mut zur Lücke zu haben. Die Professor*innen empfehlen oft viele Lehrbücher und raten, diese zur Prüfungsvorbereitung zu lesen. Ich persönlich habe jedoch sehr selten mit Lehrbüchern gelernt. Bei juristischer Literatur verliert man sich schnell in der Flut von Informationen, die man sich ohnehin nie wird merken können. Wenn man in den Vorlesungen aufmerksam mitschreibt, reicht es oft, ausschliesslich mit den Folien oder dem Skript und den Vorlesungsnotizen zu lernen. So ist der Stoff überschaubarer und man hat bessere Chancen, diesen auch tatsächlich sicher zu beherrschen. Bei Unklarheiten kann man dann immer noch konkrete Fragen nachschlagen. An der Prüfung bleibt ohnehin selten Zeit, lange Ausführungen zu machen und man sollte besser die relevanten Kernpunkte schnell abrufen können.

Die plötzliche Menge an Stoff hat mich zunächst sehr überfordert. Es hat mir daher extrem geholfen, Tipps bei älteren Semestern einzuholen. - Leonie Huber

Aufgrund Ihrer Erfahrung mit einem Austauschsemester in Strassburg: Sind Sie der Meinung, dass ein Austauschsemester im Rechtsstudium empfehlenswert ist?

 

Ich weiss nicht, ob ein Austauschsemester spezifisch im Rechtsstudium vom Lehrstoff her empfehlenswert ist, ausser man möchte sich gezielt auf internationales Recht spezialisieren. Grundsätzlich denke ich aber, dass ein Austauschsemester in jedem Studiengang empfehlenswert ist. Man sammelt neue Erfahrungen, lebt für eine Zeit auf sich allein gestellt in einer anderen Welt und wird dadurch selbständiger und selbstbewusster. Zudem kann man seine Sprachkenntnisse verbessern, was immer von Vorteil ist. Ich denke, dies sind Eigenschaften, die für jeden Lebensweg hilfreich sind.

 

Wie sind Sie mit Stress und Druck umgegangen, insbesondere während der Prüfungsphase oder anspruchsvollen Projektarbeiten?

 

Ehrlich gesagt, mal besser und mal schlechter. Ich leide zum Glück nicht unter Prüfungsangst, was schon ein grosser Vorteil ist. Aber auch ich war während der Prüfungsphase oft sehr unter Druck. Wahrscheinlich ist es das Beste, einfach zu akzeptieren, dass dies für eine kurze Zeit so ist und man auch gestresst sein darf. Die Prüfungsphasen dauern ja nicht sehr lange. Gerade deshalb habe ich mir auch am Anfang des Semesters jeweils noch etwas Schonzeit gegönnt.

 

Wie haben Sie den Übergang von der akademischen Welt in die Berufswelt gemeistert, welche Ziele verfolgen Sie nun beruflich?

 

Ich habe mein Anwaltspraktikum an einem erstinstanzlichen Gericht gemacht, wo ich als Gerichtsschreiberin gearbeitet habe. Dadurch konnte ich einen Einblick in viele Rechtsgebiete erlangen. Meine Vorliebe für Strafrecht, welche sich schon im Studium gezeigt hatte, hat sich dadurch klar bestätigt. Durch die Arbeit am Gericht wurde mir schnell bewusst, wie wichtig es ist, sich als Anwalt oder Anwältin auf ein Rechtsgebiet zu spezialisieren. Meines Erachtens kann man nur so dem Klienten einen wirklichen Mehrwert liefern. Es war für mich darum schnell klar, dass ich nach dem Anwaltspatent ausschliesslich als Strafverteidigerin arbeiten möchte, was ich nun auch mache. Ich könnte mir vorstellen, in Zukunft den Fachanwalt SAV Strafrecht zu absolvieren. Dafür brauche ich aber erst einmal einige Jahre Berufserfahrung.

 

Welche Fähigkeiten oder Kenntnisse empfehlen Sie Studierenden, um sich in der heutigen Arbeitswelt von anderen abzuheben?

 

Es ist sicher sinnvoll, während der Semesterferien ein Kurzpraktikum in einer Kanzlei zu machen. Oft stellen Kanzleien altbekannte Gesichter lieber ein. Und dann sind in der Juristenwelt die Noten leider immer noch von grosser Bedeutung. Gute universitäre Leistungen öffnen einem die meisten Türen. Ich finde, es wird hier leider zu wenig Fokus auf andere Stärken, wie Arbeitserfahrung während oder vor dem Studium, Sprachkenntnisse, Freizeitbetätigungen etc. gelegt. Ich empfehle darum, sich für das Studium genügend Zeit zu lassen, damit man die entsprechenden Leistungen erreichen kann. Ich habe sowohl im Bachelor als auch im Master jeweils ein Semester länger als nach Studienplan studiert. So hatte ich genügend Zeit, um neben dem Studium 40% zu arbeiten und trotzdem keine Abstriche bei den Leistungen machen zu müssen. Ein Jahr mehr oder weniger macht später keinen Unterschied.

Herzlichen Dank für das Interview und die Ratschläge für angehende Juristinnen und Juristen, Frau Huber. Wir wünschen Ihnen weiterhin grossen Erfolg auf dem weiteren Lebensweg.

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