Ehrgeizig und neugierig: Dieter Wirth, Managing Partner und Leiter Tax, Legal & HR Services von PwC Schweiz, über Interdisziplinarität und Karriere in der Rechtsberatung

Der Managing Partner und Leiter Tax, Legal & HR Services von PwC Schweiz erläutert, warum ein Prüfungs- und Beratungsunternehmen für Juristinnen und Juristen eine attraktive Alternative zur klassischen Kanzlei darstellt.


Themen: Prüfungs- und Beratunternehmen, Karrieremöglichkeiten, Big 4, Arbeitsbedingungen, Kultur, Karrieretipps, Tax & Legal, PwC Schweiz.
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Lesezeit: 5 Minuten.

 

Guten Tag Herr Wirth. Sie sind Managing Partner und Leiter der Abteilung  Tax, Legal & HR Services  bei  PwC Schweiz. Können Sie uns bitte Ihren Werdegang näher beschreiben?

 

Meine berufliche Laufbahn begann mit dem Studium der Rechtswissenschaften und der Anwaltsprüfung. Ich war damals als Rechtsanwalt in einer Kanzlei in Bern mit Schwerpunkt Strafrecht tätig, bis ich 1998 zu PwC stiess. Hier bildete ich mich zum Steuerexperten weiter, was PwC als berufsbegleitende Ausbildung anbietet. Ich durchlief die üblichen Karriereschritte und wurde 2006 ins Partnership aufgenommen. Seit 2017 bin ich Mitglied der Geschäftsleitung und stehe dem Geschäftsfeld Tax & Legal vor.

 

Was hat Sie dazu motiviert, in die Rechtsabteilung eines Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens einzutreten?

 

Das juristische Aufgabenfeld, das PwC bietet, ist weit umfassender als das einer Kanzlei. Wir haben einerseits deutlich breitere Kompetenzen. Andererseits reicht unser Wirken sehr viel tiefer. Wir haben mehr Mitarbeitende mit Spezialisierungen – sei dies wegen ihres Branchenwissens oder in Spezialbereichen, wie sie im Steuerrecht vorkommen. Mit diesen beiden Dimensionen beschäftigen wir grössere Teams und kommen so an höchst interessante Mandate, bei denen die Kanzleien mangels Kontextwissen, fehlender internationaler Netzwerkstruktur oder fehlendem Spezial-Know-how nicht mithalten können. Und schliesslich arbeiten wir im Beratungsgeschäft prospektiv. Das heisst, wir müssen die Rechtslage eines Kunden verstehen und den Sachverhalt für die Zukunft antizipieren. Forensisch tätige Kanzleien beurteilen hauptsächlich tatsächliche und somit zurückliegende Sachverhalte. Planungsfragen stehen dort nicht im Vordergrund. Die Summe dieser Unterschiede, die Karrierechancen und die Unternehmenskultur von PwC hatten mich bewogen, hierher zu wechseln.

 

Apropos Unternehmenskultur: Was schätzen Sie besonders an derjenigen von PwC?

 

Als grosse und international tätige Wirtschaftsprüfungsfirma stellen wir selbst sowie unser Umfeld strenge ethisch-moralische Grundsätze an unser Unternehmen. Unsere Firmenkultur beruht auf Transparenz, Ehrlichkeit und gegenseitigem Respekt. Diese Werte schaffen Vertrauen, auf das sich unsere Kunden, Mitarbeitenden, Regulatoren, Behörden und die Öffentlichkeit verlassen können. Das überträgt uns eine Verantwortung, die ein hohes Mass an Professionalität voraussetzt. Professionalität in Bezug auf den Umgang mit anvertrauten Informationen, mit dem Einsatz neuer Technologien und – ganz wichtig – im Umgang mit Mitarbeitenden. Ich bin überzeugt, dass uns das massgeblich von anderen Unternehmen und vor allem von Kanzleien unterscheidet.

Wir arbeiten fast für jedes Mandat mit Spezialist:innen aus anderen Fachgebieten zusammen. Denn für unsere Lösungen müssen wir vielseitige Komponenten mitberücksichtigen, die weit über die technisch-juristischen hinausreichen. - Dieter Wirth

Können Sie uns einen Einblick in den typischen Arbeitsalltag einer Juristin oder eines Juristen bei PwC geben?

 

Wie in jeder Anwaltskanzlei klären wir die Ausgangslage, beurteilen Rechtsfragen, ziehen entsprechende Rückschlüsse, setzen Verträge sowie andere rechtliche Dokumente auf und beraten unsere Mandant:innen, wie sie es in Zukunft besser oder anders machen können. Doch unsere Aufgaben unterscheiden sich in Grösse, Internationalität, Vielfalt und Komplexität wesentlich von denjenigen eines Anwaltsbüros: Wir arbeiten fast für jedes Mandat mit Spezialist:innen aus anderen Fachgebieten zusammen. Denn für unsere Lösungen müssen wir vielseitige Komponenten mitberücksichtigen, die weit über die technisch-juristischen hinausreichen. Wir müssen wissen, wie sich ein Vorgehen auf das Geschäftsmodell, die Technologien, die Businessprozesse oder das branchenspezifische Know-how eines Unternehmens auswirken. Diese Multidisziplinarität ist typisch für unseren Arbeitsalltag und macht ihn aus meiner Sicht extrem spannend.

 

Welche Vorteile bietet die Arbeit bei PwC für Jurist:innen und Rechtsanwält:innen im Vergleich zu traditionellen Rechtskanzleien und welche Karrieremöglichkeiten ergeben sich daraus?

 

Die multidisziplinäre sowie die internationale Zusammenarbeit erlaubt es uns, komplexe Problemstellungen ganzheitlich zu beurteilen. Das gibt einen breiten Einblick in vielfältige Wirtschaftsthemen und erlaubt es unseren Mitarbeitenden, sich stetig «on the job» weiterzuentwickeln. Zudem kann man Führungsaufgaben übernehmen und seine Managementfähigkeiten verfeinern. Ich selbst leite heute ein grosses Team mit Hunderten von Spezialist:innen. Wir kümmern uns um Problematiken, von denen ich damals nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Und schliesslich kann man sich von hier aus für Positionen aus einem facettenreichen Panorama bewerben: in die Finanzabteilung von Grossunternehmen, ins Management jeder beliebigen Branche, in die Aufsichtsbehörde oder in die Rechtsabteilungen der öffentlichen Verwaltung.

 

Welche Qualifikationen und Fähigkeiten sind besonders wichtig für eine erfolgreiche Karriere in Tax & Legal bei PwC?

 

In erster Linie muss man sich für die Juristerei per se interessieren und in einem der vielen rechtlichen Spezialgebiete in die Tiefe gehen wollen. Das ist sozusagen eine Grundvoraussetzung. Im Weiteren muss man wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen und Verknüpfungen von rechtlichen Gegebenheiten mit anderen Wirtschaftsthemen herstellen wollen. Meines Erachtens passen «T-shaped People» besonders gut zu uns: Das sind Menschen, die kommunikativ und breit interessiert sind und gleichzeitig in einem bestimmten Fachbereich oder einer Disziplin besonders talentiert sind.

 

Ist ein Jusstudium zwingend, um sich bei Ihnen zu bewerben?

 

Nein, da schränken wir unsere Rekrutierung bewusst nicht ein. Wir stellen nicht nur Uni-Absolvent:innen ein. Manche Mitarbeitende kommen von anderen Hochschulen oder Fachhochschulen, aus der Buchführung, haben eine Treuhänderausbildung oder eine Lehre absolviert. Zum Beispiel arbeitet bei uns eine promovierte Chemikerin als Mehrwertsteuerexpertin. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie analytisch denken, sich für ein Problem interessieren und dieses systematisch lösen wollen.

In unserem Metier wird nur top, wer sich viel Erfahrung aneignet. - Dieter Wirth

Wie sieht es mit der Arbeitsbelastung aus?

 

Bei uns muss man gerne viel arbeiten – aus Leidenschaft sozusagen. Denn in unserem Metier wird nur top, wer sich viel Erfahrung aneignet. Wir beraten Gesellschaften, die ebenfalls Expert:innen angestellt haben. Also müssen wir erst recht Expertise vorweisen können.

 

Sie sind seit über 25 Jahren im Tax & Legal bei PwC tätig. Welche aktuellen Trends und Entwicklungen beobachten Sie in diesem Bereich?

 

Parlamente rund um den Erdball erlassen mehr und mehr Gesetze. Neben den Einzelstaaten treten immer öfter auch Staatengemeinschaften (wie EU, G20) oder multinationale Organisationen (wie EU, Uno, OECD) als «Policymaker» auf. Damit werden die rechtlichen Probleme der Wirtschaftsakteure immer komplexer. Diese Entwicklung beschleunigt sich mit dem technologischen Fortschritt und der Geschwindigkeit, wie Daten und Informationen rund um den Erdball geteilt und verbreitet werden. Umso wichtiger wird unser globales Netzwerk. Nur so können wir unsere Kund:innen ganzheitlich beraten.

 

Welche Entwicklung sehen Sie im Arbeitsmarkt?

 

Die Schwerpunkte der Mitarbeitenden haben sich über die letzten Jahrzehnte verändert und damit die Anforderungen an Arbeitgeberfirmen wie PwC. Mitarbeitende legen heute grossen Wert auf persönliche Flexibilität. Früher mussten sie sich in Berufen wie unseren oft zwischen Privatleben und Karriere entscheiden. Das ist heute nicht mehr der Fall. Aufgrund unserer Grösse können wir solche Entwicklungen aufgreifen. Zum Beispiel haben wir hybride Arbeitsmodelle eingeführt und tun einiges für die Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben.

 

Welche Rolle spielen Technologien bei PwC und in Ihrem Geschäftsbereich?

 

Eine enorm grosse. Technologien gehören zu den grössten Gamechangern der Zukunft. Künstliche Intelligenz wird die Rechtsberatung schneller und intensiver treffen als andere Berufsgattungen und unsere Jobs revolutionieren. Diese fundamentale Veränderung hat bereits begonnen. Was genau auf uns zukommt, können wir heute noch nicht abschätzen. Wir bei PwC haben die Markt- und damit die Investitionskraft, uns dem technologischen Fortschritt zu widmen und dessen Vorteile zu nutzen. Kleinere Rechtsdienstleistungsunternehmen sind hier eindeutig benachteiligt.

Schon gewusst?

PwC Schweiz beschäftigt mit rund 270 AnwältInnen und Juristinnen ähnlich viele juristische Frachkräfte wie die grössten schweizer Kanzleien. 

Eine Auflistung der grössten Kanzleien finden Sie im Beitrag: «Die grössten Anwaltskanzleien der Schweiz».

Zum Beitrag

Welche Fakten sprechen für PwC als Arbeitgeberin für Personen mit juristischem Sachverstand?

 

PwC gilt als einer der Big Four in der Wirtschaftsprüfung und -beratung. Doch Rechts- und Steuerberatung gehören ebenfalls zu unseren Kernkompetenzen. Aktuell beschäftigen wir ungefähr 70 Jurist:innen und Anwält:innen in der Rechtsabteilung und zirka 200 im Steuerbereich. Wir gehören zu den umsatzstärksten Rechtsfirmen und sind mit Abstand der grösste Provider von Steuerberatungsdienstleistungen in der Schweiz.

 

Was raten Sie Juristinnen und Juristen, die eine Karriere bei PwC anstreben?

 

Dass sie sich mit Leib und Seele für eine Sache engagieren und in einem Rechtsgebiet Spezialist:in werden möchten. Und dass sie sich dabei die Freude an allem ausserhalb der Juristerei bewahren. Das setzt Leidenschaft, Selbstdisziplin und Wissbegier voraus. Unsere Leute sind ehrgeizig und neugierig zugleich. Und sie wissen, dass man besser sein muss, um zu den Besten zu gehören.

 

Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch, Herr Wirth. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!

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